Haben Sie ein Problem, und suchen einen Therapeuten der TCM auf, so stehen diesem neben der Akupunktur und dem Qigong noch drei weitere Verfahren zur Verfügung. Die Kräuterheilkunde, deren Schwerpunkt die inneren Erkrankungen sind, das Tuina, die chinesische Massage, und das Wissen um eine gesunde Ernährung- und Lebensführung, die Diätetik. Zusammen sind das die fünf Säulen der chinesischen Medizin (CM).
Wählen Sie die Akupunktur, die direkte Behandlung des Qi, welche die CM auszeichnet, erleben Sie unter der Wirkung der Akupunkturnadeln wahrscheinlich eine tiefe, regenerative Entspannung und Heilung.
Sie wird erreicht über die Meridiane, die Wege oder Leitbahnen des Qi (Lebenskraft). Sie folgen der Entwicklung des Körpers, warum sie hauptsächlich zwischen dem Kopf und den Füßen verlaufen.
Spricht man vom Qi der Leitbahnen, ist damit nicht die physische Struktur, wie die Haut, Muskeln oder Knochen gemeint, sondern eine zeitlich frühere Form des körperlichen, die bereits existiert, obwohl die Form noch nicht sichtbar ist. Das nennt man Qi. So ist das Qi vergleichbar mit Elektrizität oder Magnetismus, wir sehen es nicht, doch hat es eine große Wirkung.
Im frühen China, als man Elektrizität oder Magnetismus noch nicht so genau beschreiben konnte wie wir heute, verglich man das Qi mit dem Wind. Denn er wird nur fühl- oder sichtbar, trifft er auf eine Form, wie die Wolken oder die Blätter des Baumes. Ohne die Form ist er zwar da – er weht über das Land – doch erkennen wir ihn nur mit Hilfe der Form, die ihn anzeigen kann.
Doch hat der Wind noch eine andere, wichtige Eigenschaft. Er verteilt die Samen der Pflanzen auf der Erde, damit das Leben von Zyklus zu Zyklus neu entsteht. Die Samen werden von der Erde (Yin) aufgenommen, und im Frühjahr vom Wasser, welches sie aufweicht und in Bewegung versetzt zum Keimen gebracht. Licht und Wärme (Yang) die im Frühling stärker werden, lassen den Keim wachsen und sorgen dafür, dass die Pflanze wächst und sich in alle Richtungen ausbreiten kann.
Deshalb gibt es in der CM das Gesetz „von der Wurzel und den Zweigen“, denn alles was wir sehen, hat seinen Ursprung im Nicht-Sichtbaren. Um also effektiv heilen zu können, ist eine TCM-Therapeut*in der TCM (Traditionielle Chinesische Medizin) angehalten, nicht die Erscheinung, sondern die Wurzel einer möglichen Erkrankung zu erkennen und zu behandeln.
Das gilt auch für das Qigong, die Selbstheilungs-Methode der chinesischen Medizin. Auch hier arbeitet man über die Erscheinung, den Körper mit dem Qi, und führt eine tiefe Entspannung und Heilung herbei. Doch im Unterschied zur Akupunktur stellt man diese selber her. Man darf sich also nicht wundern, wenn man etwas Zeit benötigt, um das zu erlernen. Doch richtig angeleitet, werden Sie die Wirkung einer guten Qi-Arbeit von der ersten Stunde an verspüren.
Ein anderer Grundgedanke der TCM besagt: „Es ist leichter die Entstehung von Krankheit zu vermeiden, als sie zu behandeln“. Das setzt allerdings voraus, dass man das „Richtige“ vom „Falschen“ zu unterscheiden weiß, und um das beurteilen zu können, muss man wissen und verstehen, wie das Leben entsteht, und wie es sich entwickelt.
Deshalb wurde schon lange vor der westlichen Zeitrechnung die Beobachtung der natürlichen Vorgänge im Menschen, wie in der Natur in China von zentraler Bedeutung, und es war diese intensive und genaue Beobachtung des Mikro- und Makrokosmos, welche die universelle Lehre von Yin und Yang und den 5 Elementen hervorgebracht hat.
Die Klarheit und Einfachheit dieser Theorie, die man mit den fünf Sinnen begreifen kann, hat viele bedeutende Erfindungen wie das Rad, die Druckkunst oder das Feuerwerk, und eben auch die chinesische Medizin hervorgebracht, welche im Kern auf der „Vorstellung vom Qi“ beruht.
Da Heiler und Ärzte Krankheiten in einem besonderen Maß ausgesetzt sind, übten viele berühmte Ärzte im traditionellen China Qigong und entwickelten es maßgeblich weiter.
Übergänge zum Taijiquan und zur Kampfkunst sind dabei fließend, denn alle diese Bewegungskünste beruhen auf den gleichen Prinzipien. Im Unterschied zur Kampfkunst betrachtet man das Qigong als Meditation in Bewegung, warum es besonders hilfreich ist, die Ruhe und Entspannung zu fördern. Im Grunde sind die Bewegungen in allen drei Künsten die gleichen, doch das Tempo ist unterschiedlich. Im Qigong übt man besonders langsam, verweilt sogar in der Bewegung, denn so kann man sich selbst in der Bewegung am besten beobachten und verändern.
Dabei, so hat man in China schon ganz früh herausgefunden, lassen sich die drei Aspekte des Menschen, der Körper, die Psyche (Atem und Emotion) und der Geist (Gedankenformen) zu einer Kraft vereinen. Vereinigt man Körper (Jing), Psyche (Qi) und Geist (Shen) zu einer Kraft, spricht man von San Bao, den drei Schätzen des Menschen.
Das Wissen, wie man die Einheit von Körper, Seele und Geist, wie wir es im Westen sagen würden, herstellen kann, sollten wir eigentlich zum kulturellen Erbe der Menschheit rechnen, denn werden wir älter, neigt der Mensch dazu es einzubüßen.
Gelingt es uns jedoch, in der Übung, und wenn auch nur kurz, diese Einheit wiederherzustellen, geht der Körper entspannt und gestärkt aus der Übung hervor.
Indem man sich also zeitlich begrenzt ganz auf sich selbst bezieht, kommt man der Unmittelbarkeit der inneren Erfahrung wieder näher, und fördert damit die Gesundheit und natürliche Heilung im Menschen, wie die Intuition, die Kreativität und die Bereitschaft zur Selbstverantwortung.
Vom Qigong können wir nur profitieren. In diesem Sinne wünsche ich allen Übenden: „Möge die Übung gelingen“.